Mit neuen Kräften und inspiriert vom atemberaubenden Andenpanorama, das man schon vom Hostel aus bewundern kann, raffen wir uns am dritten Tag in San Pedro auf um die Sehenswürdigkeiten der Umgegend in Augenschein zu nehmen. Also gehts auf zu den Ruinen von Quitor, einer Inka-Stadt und Festung auf einem Felskamm, etwa drei Kilometer von San Pedro entfernt. Von den Terassen und Hütten der Stadt direkt am ausgetrockneten Rio San Pedro ist nicht so viel übrig, außer dass erkennbar ist, dass Quitor mindestens genauso staubig und rustikal ausgesehen haben muss wie San Pedro heute. Also gehts in brennender Wüstenhitze auf den zweiten Berg, dessen Gipfel die Festung der Siedlung bildete.
Der Weg lohnt sich, denn zum ersten Mal können wir die gesamte Umgegend überblicken und es bieten sich drei phänomenale, völlig verschiedene Ansichten. Zum Ersten schaut man weit über die Oase von San Pedro und den bis zum Horizont reichenden Talkessel, in dem sie liegt. Flankiert wird sie von der mächtigen, vulkanischen Zentral-Kordillere der Anden. Vulkane reihen sich hier zu einem bis 6000m hohen Gebirgszug auf. Davor liegt in einer Senke ohne Ausgang der Salzsee (Salar de Atacama), den das zurückgebliebene Meereswasser bei der Auffaltung der Anden gebildet hat. Das Wasser aus zwei Flüssen versickert hier vollständig in der Oase.
Nach Meeresboden sieht auch die komplette Gegend aus: alles ist aus Sand, bzw. aus ziemlich bröckeligem, gelbbraunem Sedimentgestein. In der zweiten spektakulären Ansicht vom Quitor de Pukara aus, hinunter ins Valle de la Muerte, hat die Erosion aus diesem Sand irre verschlungene, zerklüftete Formen gebildet, die vielleicht noch an explodierten Marmorkuchen erinnern, aber keinesfalls von dieser Welt sind. Als Zugabe gibts noch ein paar riesige Sanddünen, die sich breit ins Tal ergießen (und Einheimische wie Touristen zum Sandboarden auffordern). Zuletzt schaut man noch ins breite, zerklüftete Tal des Rio San Pedro, der die Lage der Siedlung erklärt und eigentlich der Grund ist, warum hier überhaupt Menschen mitten in der Wüste leben.
Nachmittags gehts dann mit geführter Tour ins berühmt-berüchtigte Valle de la Luna. Die aus Sand und Erosion geformten Landschaften werden hier vielfältiger: weite Dünen, Felsgrate und bröckelige Klippen bilden sich soweit das Auge reicht. Alles ist schneeweiß gepudert mit – Salz! Unsere Guide meint, das entstand erst im Verlauf der letzten vier Jahre, weil es verhältnismäßig viel regnete und das Wasser die Salze aus dem Boden gelöst hat. Außerdem stehen wir öfter auf riesigen fahl durchsichtigen Gesteinsplatten – Salz des aus dem Meerwasser entstandenen Salzsees.
Je länger unsere Tour dauert, desto mehr Touristen und Busse der anderen Touren sammeln sich in der leblosen Mondlandschaft um uns herum an. Fotos kann man keine mehr machen – alles ist voller übertrieben begeistert in die Kamera schielender Brasilianer und Chilenen, die das nächste Selfie, gerne auch Gruppenselfie schießen. Ich erkenne, bevor ich enttäuscht wütend werde (dauernd steht jemand im Bild) die tragische Ironie, schieße keine einsamen Landschaftsbilder mehr und genieße einfach – naja die frische Luft. Wir fahren noch zum Valle de la Muerte, wo ich von der Klippe aus spektakulär in den Abgrund starre und Sara und ich lassen uns von unserer Führerin noch zwangsweise Erinnerungs-fotografieren.
Und dann gehts auch schon weiter zum atemberaubenden Sonnenuntergangs-Höhepunkt der Tour zu einer Klippe, die das gesamte Valle de la Luna überblickt, hinter dem wunderschön die Sonne untergeht – mit sicher 200 anderen Touristen. Was soll man sagen? Der Sonnenuntergang war tatsächlich wunderschön und etwas abseits vom besten Foto-Spot, wo man keinen Selfie-Stick mehr an den Kopf kriegt, war es auch schön ruhig. Wie man auf den Fotos sieht, haben wir dann aber doch wieder mitgemacht, am Foto-Spot gesessen und uns fotografiert mit der ernüchternden Erkenntnis dessen, was wir jetzt überall auf der Welt sind: Touristen.
Peter.
Hallo Sara und Peter.
ich bin platt über Eure letzten Bilder und muß vor Ergriffenheit fast weinen.
Bitte recht bald mehr.
Mimi
Hallo Ihr Zwei,
ja so ist das mit den großen Schönheiten dieser Welt, entweder sie sind noch gänzlich unentdeckt… – oder man muß sie teilen 😉
liebe Grüße
Regina