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Nach einem weiteren Tag Nichtstun und Mate trinken gehen unsere Wüstentouren weiter – ins kalte, karge, ergreifende Andenhochland! Schon als die Tür des Vans aufgeht, können wir nahtlos an die Valle de la Luna-Erfahrung anknüpfen. Dort drin sitzen: drei seniorenbetagte- und eine übertrieben dicke Amerikaner/innen, drei junge Brasilianerinnen, die sich nach jedem Stop über den Tag verteilt neu schminken werden (wahrscheinlich für das nächste Selfie) und der Rest ist eher so wie wir selbst. Unser Fahrer, eigentlich Italiener, sieht aus wie die 60-Jährige Mischung aus George Clooney und Colt Seavers. Die Führerin spricht ganz gut englisch und das nutzen die Amerikanerinnen erstmal aus um Stress zu machen. Ihnen wurde zugesichert, dass die Gruppe nicht größer sein würde als 8 Personen, wir sind aber 14. Außerdem gibt es nur Käse für die Frühstücksbrötchen. Später wird sich die am besten meckernde Amerikanerin noch auf die Hose pinkeln. Warum schreibe ich das alles überhaupt? Nach dem Valle de la Luna wissen wir bescheid: NICHTS kann uns, als geläuterte Tour-Touristen, mehr schocken. Wir rechnen mit ALLEM.
Natürlich geht es so weiter wie erwartet: unnatürlich grinsende Selfie-Gesichter überall, gerne auch mit ausgebreiteten Armen um den Rest der wirklich erhabenen Landschaft nicht von sich selbst ablenken zu lassen. Dann fotografiert man sich gegenseitig, weil man nett gefragt wurde und hasst den Nächsten wieder, weil er mitten in dem steht, was man eigentlich fotografieren will. Wieder gibts überall schon Busse und Vans, die wiederum genau vor dem parken, was so spektakulär zu bewundern wäre. Am groteskesten wirds, als wir in einem kleinen Tal voller wirrer Felssäulen halten und der Fahrer meint, das sei die Sehenswürdigkeit / Toilette. Schockt uns alles nicht. Eine der Amerikanerinnen kommt wie gesagt mit ziemlich nasser Hose zwischen den Felsen wieder hervor (hm, es ist ziemlich windig).

 

Aber jetzt kommt die Wahrheit dessen was es wirklich zu sehen gibt, wenn man es denn will (und sich wie wir natürlich eine rosarote Brille mitgebracht hat):

Bei strahlendem Sonnenschein gehts frühmorgens mit dem Van los in die Bergwelt der Anden. Zum Frühstück gesellen sich wilde Esel zu uns, die Sara sogar anstupsen um sich streicheln zu lassen. Über 4870 Meter passieren wir die beiden Vulkane Licancabur und Juriques. Mit der Höhe wird es kalt und windig. Die ersten Lagunen mit Salzkruste am Ufer und leicht vereistem Wasser sind trotz darin schwimmender Ente noch ziemlich unspektakulär, aber dann kommen wir in ein flaches, karges Tal, das durch Vulkanausbrüche mit riesigen weggesprengten Felsbrocken übersäht wurde. Turmhohe Gesteinsbrocken ragen zwischen den Vulkanen wahllos in den Himmel. In einem riesigen Krater, den wir eine gute halbe Stunde lang durchfahren, finden wir ziemlich seltenes Obsidian: Unser Guide wirft zwei ziemlich gewöhnlich aussehende Steine, die am Boden rumliegen, aufeinander, die dann sofort in pechschwarze glänzende Splitter zerplatzen. Die Quechua-Indianer sammeln das Gestein und stellen Schmuck daraus her.

 

Weiter gehts zu einer „Kathedrale“ genannten Felsformation, die wir sogar aus verschiedenen Richtungen sehen werden. Das ist ein langgezogener Felskamm und eine art Hügel mit Felsklippe. Der Blick über das weite Hochland, mit Vulkanen am Horizont und grau-weißen Salzebenen und Lagunen in den Senken ist durch die völlig karge Leere der Landschaft wirklich monumental. Zu wissen, dass alles hier seit Jahrmillionen genauso aussieht, wie man es grade sieht, macht die Landschaft groß und ewig und sehr sehr erhaben.

Letztes und tatsächlich schönstes Ziel ist die Salar del Tara, wo wir an den Aguas Calientes kurz vor dem Ziel aus dem Van geworfen werden und so etwa einen halben Kilometer hinunter ins Tal zum Ziel (wo das Mittagessen wartet) laufen. In der Lagune stehen einige Flamingos und warten offensichtlich drauf, fotografiert zu werden. Nach dem Mittagessen gehts dann schon wieder auf den ziemlich langen Rückweg nach San Pedro. Obwohl wir tatsächlich vieles nur aus dem Van heraus sehen konnten und ich mir dauernd vorstelle, wie toll es sein muss, hier ein paar Tage wandern zu können, sind Sara und ich abends ziemlich fertig und beeindruckt von einem überwältigenden Tag.

 

Peter.

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