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Nach zehn Wochen Busfahren und Hostels ruft die Freiheit eines eigenen Autos. Einfach mal wieder hinfahren, wo ich möchte – ohne Fahrplan. Unser neuer Reisegefährte von Juicy Rentals heißt El Cheapo – ein in die Jahre gekommener Toyota-Van (mit abenteuerlichen 420.000 Kilometern auf dem Tacho), der zum Camper umgebaut ist mit Bett, Gasherd und Spüle.
Innerhalb von 12 Tagen fahren wir die 1035km von Sydney nach Melbourne auf dem Princes Highway, der die Küste von New South Wales und Victoria entlang führt, hin und zurück. Die Strecke ist gesäumt mit wunderschönen Stränden und zahlreichen Nationalparks, die die einmalige Flora und Fauna Australiens beheimaten.

Der Princes Highway ist keine Autobahn, wie ich bei meiner Planung dachte, sondern eine hauptsächlich einspurige Bundes- oder Landstraße, die sich durch die Landschaft schlängelt. In New South Wales führt sie hauptsächlich sehr kurvenreich und hügelig durch den Urwald. Deshalb kommen wir wesentlich langsamer voran als geplant und schaffen im Schnitt nur um die 200km, trotz 3 bis 4 Stunden Fahrt. Unterbrochen wird der Wald von kleinen Städtchen, die sich zumeist an der Küste befinden – also trifft man mit dem nächsten Dorf auch gleichzeitig den nächsten Strand an. Aber auch wenn man den Straßen der Nationalparks folgt, trifft man auf unzählige einsame Strände und Buchten mit goldenem oder weißem Sand. Bis auf kleinere Ausnahmen (grober Kies) ist der Sand so fein, dass er unter den Füßen quietscht!
Sobald die Sonne scheint, legen wir uns an den nächsten schönen, einsamen Strand – nur scheint die Sonne leider nicht so oft. Der Regen ist mal wieder unser ständiger Begleiter. Aber ich freue mich über den Camper, denn er ist trotz Regen sehr komfortabel und um Welten besser als ein Zelt!

 

Mit den nächtlichen Unterkünften haben wir echt Glück:
Schon in der ersten Nacht, als wir noch ziemlich planlos sind, empfiehlt uns die Mitarbeiterin einer Touristeninformation einen schönen ruhigen Parkplatz am Rande einer schönen Küstenstraße. Und in der zweiten Nacht, nachdem wir bei Dunkelheit und Regen erst spät bei einem Campingplatz eintreffen und die Rezeption schon geschlossen ist, werden wir kurzerhand vom Besitzer herangewunken, der uns kostenlos übernachten lässt!

 

Aber auch sonst zahlen wir nicht ein einziges Mal für unsere Übernachtungen. Der große Vorteil an den Nationalparks sind nämlich die kostenlosen Park- und Campingplätze (Rest Areas), die man für eine Nacht benutzen darf. Und weil in Australien ja noch Frühling ist, sind diese auch nicht so sehr besucht – meistens teilen wir den gesamten Platz nur mit ein oder zwei anderen Campern. Und weil es so ruhig ist, trauen sich auch vereinzelt die wilden Tiere aus ihren Verstecken – so zum Beispiel im Mimosa Rocks Nationalpark, als ich abends beim Kochen von einem Brushtail Possum halb zu Tode erschreckt werde (die Viecher sind ganz harmlos, aber das hat sich ganz hinterhältig angeschlichen!).

 

Am nächsten Morgen wandern wir noch eine Stunde zum Mimosa Rock, als aus dem kniehohen Gebüsch, keine 5 Meter vor uns, ein Känguru aufspringt, drei Sätze auf uns zu macht und Peter zu Tode erschreckt. Es kauert kurz vor uns und glotzt blöde aus dem Unterholz, zuckt dann etwas irre mit dem Auge und hüpft in den Wald davon. Außerdem sehen wir eine gut einen dreiviertel Meter lange Eidechse über den Zeltplatz laufen.

Die Hinterhältigsten Tiere sind aber die Fliegen: die machen sich einen Spaß daraus, jedem unschuldigen Tourist in die Ohren, Nase und Augen zu fliegen – und das zu jeder Tageszeit – besonders gerne, wenn man keine Hand frei hat um sie zu verscheuchen. Aber es gibt auch schöne Tiere: Im Vorbeifahren lassen sich immer wieder große Kängurus auf Wiesen und in Vorgärten entdecken. Und die vielen schönen und zum Teil sehr bunten Vögel sind einfach herrlich! Am meisten gefallen mir die Kakadus, die mit ihren gelben Kopffedern aussehen wie kleine aufmüpfige Punks.

In Victoria ändert sich die Landschaft vom Urwald schlagartg in weitläufige Weideflächen mit unzähligen Kühen und Schafen. Im Gebiet Gippsland besteht entlang des Princes Highway kaum bis gar kein Waldgebiet und die leichten grünen Hügel hätte es auch in Deutschland geben können. Insgesamt überrascht mich die sattgrüne Umgebung, wo ich hauptsächlich Dschungel oder Outback erwartet hätte. Aber jetzt verstehe ich sehr gut, warum so viele Menschen Gefallen an Australien finden!