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Nachdem wir zwei Tage in Moalboal eher abgewartet als geurlaubt haben (das Wetter ist nicht der Rede wert und die Unterkunft langweilig, sodass wir „nur“ lesen und die weitere Reise vorbereiten), machen wir uns auf den Weg zu der laut Travel&Leisure Magazine schönsten Insel der Welt – Palawan. Die Reise dorthin besteht einmal mehr aus vielen einzelnen Abenteuern. Das bestellte Tricycle, das uns zur Busstation bringen soll, hat nach nur kurzer Strecke einen Motorschaden und wir müssen in ein anderes umsteigen – um dann genau passend den nur einmal die Stunde fahrenden Chicken Bus nach Cebu-City zu erwischen. Nach drei Stunden Fahrt steht der Bus in die Stadt rein wegen einer Umleitung plötzlich irgendwo in einer staubigen Nebenstraße im Stau, wo mit nur wenigen Zentimetern Spielraum zwei Busse aneinander vorbei rangieren müssen. In der Busstation angekommen, sind wir wieder einmal vom dortigen Gewimmel überfordert und suchen uns ein Taxi, das uns durch diese erstaunlich große Stadt zum Flughafen fährt. Dann gehts mit dem Flugzeug nach Puerto Princesa auf Palawan, wo wir erstmal eine Nacht bleiben um uns zu orientieren.

 

Am nächsten Tag gehts im klimatisierten Van nach Sabang, wo es einen faszinierenden Untergrundfluss in einer großen Höhle geben soll. Diese Vans fassen eigentlich 12 Fahrgäste – aber die Philippinos sind ja klein und schmal – also werden in den Van noch kleine Hocker gestellt und der Notsitz ausgeklappt, sodass es am Ende 16 Fahrgäste sind. Mit uns fahren unter anderem 9 Philippinos, die irgendwann ihre Handys laut schalten und zu Evergreens laut mitsingen. Später springt die Musik um in Hillsong-Worship. Mir sind es ein paar Hosanna’s zu viel, aber alle anderen haben ihren Spaß.

Endlich in Sabang angekommen, puzzeln wir uns aus dem Van und laufen vorbei an einem riesigen Aufgebot eben solcher Vans – alle haben Touristengruppen gebracht um den unterirdischen Fluss zu sehen. Peter und ich gehören zu den wenigen, die auch über Nacht bleiben. Sabang scheint auf den ersten Blick nur aus einem Hafenplatz zu bestehen, von dem aus die Touristen auf zahllose Bangkas verladen werden – umringt von Essens- und Souvenirständen und dem riesigen Van-Parkplatz. Dann entdecken wir aber noch weitere Resorts, die sich am wunderschönen sichelförmigen Strand aufreihen. Der Strand ist wirklich einer der schönsten, die wir bisher gesehen haben – weiß mit den schönsten Katalog-Palmen und einer herrlich anzusehenden Brandung.
Wir buchen für den nächsten Tag die Fahrt zum „Underground River“ und lassen uns noch eine Mangroventour für den Nachmittag aufschwatzen.

Die Tour startet erstmal mit Warten. Eine Vermittlerin – quasi unsere Event-Agentin – holt uns in unserer Unterkunft ab und bringt uns zu Fuß zum Anleger. Sie bugsiert uns auf zwei Stühle im Wartebereich und erledigt für uns die Anmeldung im Touristen-Zentrum. Dann holt sie uns ab, als unser Boot an der Reihe ist, das uns in die Bucht mit der Flusshöhle fahren soll. Wir warten an der Kaimauer, bis sich das Boot durchs Chaos der anderen Boote hindurchmanövriert hat – und dann geht es auch schon los! Die Bangka fährt eine Bucht weiter, wo es am Strand über einen kurzen Plankenweg zur Bootsstation von den Höhlen-Booten geht. Natürlich darf das offizielle Touristen-Posieren am Strand und am Eingang der Bootsstation nicht fehlen. Mit Schwimmweste und Bauhelm versehen geht es im 8-Mann-Kanu nun endlich in die Höhle hinein.

 

Der Underground-River bildete sich über Jahrtausende hinweg nach und nach durch Wasser, das den Kalkstein im Felsen ausgewaschen hat. Zunächst entstand durch die Auswaschung eine Höhle. Durch Wasser, das weiterhin durch den Felsen in die Höhle eintrat, entstanden Stalaktiten und Stalakmiten, die vielfältige Formationen bildeten. Der Fluss ist heute insgesamt über 8km lang, aber nur ca. 1,5km sind befahrbar. Zahlreiche Tiere haben sich dort angesiedelt und der Umgebung angepasst. Neben Fledermäusen gibt es auch augenlose Höhlenfische, die ganz weiß sind oder Krabben, die einen ganz weichen Panzer entwickelt haben, weil sie sich hier nicht gegen Sonnenlicht und Feinde schützen müssen.
Die Felsformationen sind unglaublich faszinierend! Nur vom Licht einer Stirnlampe des Bootsfahrers beleuchtet, zeigen sich verschiedenste Formen und Oberflächen – von kristallin glitzernd bis scharfkantig. Am höchsten Punkt – in der „Kathedrale“ – ist die Höhle um die 50 Meter hoch! Begleitet wird diese Tour von einem Audio-Guide, der jedem Besucher kostenlos in die Hand gedrückt wird. Zu hören sind nach ein paar wenigen wirklich interessanten Details (wie den oben genannten) nur noch die Bezeichnungen diverser Felsformationen – Die Erdnuss, die Kerze, das Gesicht Jesu…. und (Vorsicht Wortwitz!) Sharon Stone, ein Stein in Form eines nackten Frauenkörpers von hinten betrachtet!

 

Nach der leider viel zu kurzen Tour (ich hätte in der Höhle ewig bleiben und mir die Formationen anschauen können) geht der Weg aus der abgeschiedenen Stille wieder zum belebten Hafenplatz von Sabang zurück. Wir treffen wieder auf unsere Agentin, die uns nach einem Mittagessen zum Mangroven-Tour-Stand bringt (direkt neben dem Wartebereich an der Kaimauer). Später am Abend treffen wir die Agentin durch Zufall wieder und sie fragt uns hochinteressiert, wie uns alles gefallen hat. Dieses Prinzip „Agent A bringt uns zu Tour-Veranstalter B“ scheint in den Philippinen sehr verbreitet zu sein, aber so interessiert wie unsere Agentin in Sabang war bisher kaum jemand.

Die gesamte Stadt hat sich auf den unterirdischen Fluss und den damit verbundenen Tourismus spezialisiert. Neben ein paar kleineren anderen Touren ist der Fluss die Haupteinnahmequelle der Stadt. Wenn also am späten Nachmittag das letzte Boot zum Fluss gefahren ist, schläft das Dorf sehr schnell ein – bis auf die Restaurants in den Resorts ist kein Geschäft mehr offen und die einzigen, die jetzt noch geschäftig herumrennen, sind die Straßenhunde und meterlange Echsen. Der große Hafenplatz wird zum Basketballplatz für die Dorfjugend und der Strand ist im Dunkeln wirklich einsam und verlassen. Das sind die schönsten Stunden des Tages, die das Dorf wirklich von seiner besten Seite zeigen.