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Unser zweites Ziel auf Palawan erreichen wir ebenfalls mit dem Van. Es ist ein noch älteres und klapprigeres Modell als der erste Van, aber immerhin funktioniert die Klimaanlage – und natürlich die Hupe! Genauso eingezwängt wie auf der Fahrt nach Sabang erleben wir ein neues Level an Wahnsinn unseres Fahrers. Er scheint uns so schnell wie möglich in den Tod fahren zu wollen – er hupt dreimal mehr als alle bisherigen Fahrer, überholt auf noch abenteuerlichere Weise, als wir es eh schon gewohnt sind und Peter rechnet fest damit, dass der Fahrer irgendwann noch ein am Straßenrand stehendes Kind erwischt. Nach ca. zwei Stunden Fahrt biegen wir zu unserem Ziel ab – Port Barton. Doch zunächst muss der Fahrer noch eine Stunde lang auf einer unbefestigten Straße jedem (wirklich sehr tiefen!) Schlagloch ausweichen. Peter und ich trauen unseren Augen kaum, als der Van um eine Ecke biegt und plötzlich mitten in einer Baustelle steht! Eine Straße ist quasi nicht existent und einige Bagger sind im vollen Gange. Aber einige Huper vom Fahrer reichen und die Bagger räumen einen großen Schotterberg beiseite, hinter dem dann doch noch eine Straße zum Vorschein kommt.

 

Endlich angekommen, laufen wir geradewegs Richtung Strand und treffen auf eine der schönsten Buchten, die ich bisher gesehen habe: eine wunderschön kreisrunde Bucht mit gemütlich im Wasser treibenden Bangkas, umrahmt von perfekt im Wind wiegenden Palmen und herrlichem Wasser! Die Krönung ist unsere Unterkunft: ein Resort am Rande des Strandes, ruhig gelegen mit ganz vielen kleinen Cottages und einem Hauptgebäude mit großer Holzveranda im ersten Stockwerk. Unser Cottage ist zwar nicht direkt am Wasser aber dafür schön ruhig gelegen mit eigener kleiner Veranda. Jeden zweiten Abend gibt es sogar Live-Musik am Strand. Hier wollen wir gar nicht mehr weg!

Die meiste Zeit verbringen wir mit Entspannung: am Strand auf der Resort-eigenen Liege liegen und lesen, im Wasser dümpeln, auf der Veranda sitzen und lesen…. Die Bewohner des Dorfes sind ebenfalls sehr entspannt. Von der Veranda unseres Resorts aus sieht man Kinder auf ihrem Schulweg, die öfter einfach mal stehenbleiben, weil sie etwas Tolles im Sand gefunden haben oder nach Schulschluss gemeinsam in einem ins Meer fließenden Bach versuchen Fische zu fangen. Außerdem gibt es ein festes Rudel Strandhunde, die immer mal wieder das Resort-Rudel aufmischt – nach einer Runde Gebell legen sich dann aber alle wieder friedlich in den Sand.
Beim Spaziergang am Strand werden wir an zwei aufeinander folgenden Tagen von einem alten Mann befragt wo wir her kommen und ob wir schon eine Insel-Hopping-Tour gemacht haben – ohne uns eine eben solche verkaufen zu wollen (vielleicht fragt er das den ganzen Tag lang alle Touristen, die an ihm vorbei laufen, nur aus Spaß). Ein weiterer alter zahnloser Mann unterhält sich mit uns an seinem Kiosk darüber, dass es so viele Touristen gäbe, die kein richtiges Englisch sprechen könnten und dass das manchmal gar nicht so einfach sei. Wir verstehen ihn auch kaum wegen der fehlenden Zähne, aber er ist echt niedlich.
Etwas mulmig wird uns jedoch zumute, als an einem Morgen eine Prozession am Strand entlang kommt, mit einem Kreuzträger, der vor einem Sarg läuft – eine Trauergemeinde (alle mit weißen T-Shirts) auf dem Weg zum Friedhof.

 

Natürlich entspannen wir nicht nur. In und vor der Bucht, in der Port Barton liegt, gibt es zahlreiche Inseln und Korallenriffe, die entdeckt werden wollen. Und deshalb buchen wir eine Ganztags-Insel-Hopping-Tour um so viel wie möglich von diesen Inseln zu sehen.
Früh am Morgen werden wir von einem Vermittler-Guide abgeholt, der uns zur passenden Bangka geleitet (es gibt viele, die die gleiche Tour fahren). Gemütlich tuckert die Bangka mit sechs anderen Touristen zum ersten Ziel, einem Korallen-Riff zum schnorcheln. Viele Fische gibt es dort, die es auch schon auf Apo-Island zu entdecken gab, aber das Riff macht einen um Welten besseren Eindruck! Die Korallen sind größer und zu meiner Verwunderung sogar bunt! Wo in Apo die Fische vereinzelt auftraten, sind jetzt auch Schwärme zu sehen und auch die einzelnen Fische sind größer.
Als Peter und ich wieder an Bord gehen wollen, eröffnet uns der Fahrer, dass der Vermittler-Guide uns ans falsche Boot gebracht hat und wir jetzt auf eine andere Bangka umsteigen müssen, die gerade nebenan geankert hat. Also schwimmen wir schnell rüber und gehen bei der richtigen Bangka an Bord – die auch viel schöner ist als die vorige. Im Grunde genommen hätte es keinen Unterschied gemacht – die andere Bangka treffen wir bei den meisten Zielen auch wieder an. Jetzt sind wir nur noch eine Vierergruppe, zusammen mit einem anderen Pärchen aus unserem Resort.
Für den nächsten Schnorchel-Gang beim nächsten Riff dreht unser neuer Kapitän für uns ein wenig Musik auf (Beatles Best-of) – mit Musik schnorcheln ist auch mal nett. Auch dieses Riff ist wunderschön anzusehen und viel bunter und gesünder als das vorige – einfach schön!

Zur Mittagszeit fahren wir den Strand einer kleinen Insel an und können im Wasser treiben, bis der Kapitän das Mittagessen gerichtet hat. Das besondere an dieser Insel ist, dass sie ganz nah neben einer zweiten Insel liegt. Beide Inseln sind durch eine Sandbank verbunden, die knietief von Wasser überschwemmt ist. An dieser Sandbank lassen Peter und ich uns von den Wellen zwischen den beiden Inseln hindurchtreiben – es ist einfach nur herrlich!

 

Nach dem Mittagessen geht es weiter zum letzen Ziel der Tour, einer Insel mit einem schönen Wasserfall. Vom Sohn des Kapitäns angeführt, laufen wir vom Strand aus einen Trampelpfad entlang, vorbei an einem kleinen Dorf mit hypnotisiert schauenden Kindern und dann in ein Waldstück hinein, wo wir noch eine steile Treppe erklimmen müssen. Für Peter ist es nicht gerade hilfreich, als der Junge beiläufig meint, im Gebüsch eine Schlange entdeckt zu haben – wir sehen sie jedenfalls nicht und machen uns schleunigst weiter.
Der Wasserfall ist echt die Mühen wert – er fällt wunderschön aus ca. 10m Höhe auf riesige einzelne Felsen herab und bildet dort einen kleinen Teich, der teilweise erstaunlich tief ist. Dort kühlen wir uns im eiskalten Wasser ab.
Dann ist die Tagestour leider schon beendet und ich freue mich schon auf El Nido, wo wir noch mehr Insel-Hopping-Touren machen werden.
Die Abende in Port Barton sind mit Abstand die schönsten, die wir auf der Reise bisher erlebt haben. Die schon erwähnte Live-Musik besteht aus einem Gitarristen und einer Trommlerin, die altbekannte Lieder covern. Das klingt langweiliger als es in Wirklichkeit ist: die Stimmen der beiden sind echt überragend gut (wie ziemlich viele Cover-Sänger auf den Philippinen – das viele Karaoke-singen lohnt sich). Sämtliche Lieder sind auf eine sehr entspannte und ruhige Atmosphäre interpretiert und verbreiten eine herrliche Stimmung – da reicht es einfach in der Strandliege zu liegen und seine Gedanken schweifen zu lassen. Unterstützt wird diese Atmosphäre einmal mehr durch Cola-Rum, den wir uns für umgerechnet 2,50Euro am Kiosk gekauft haben und den wir zur Tarnung aus einer Bierflasche trinken.
Den letzen Abend verbringen wir mit zwei deutschen Jungs am Strand und philosophieren über das Reisen und die Definition von Glück – ich jedenfalls fühle mich sehr glücklich, diese Reise erleben zu dürfen! Eigentlich hätten wir viel länger in Port Barton bleiben müssen – ich möchte dort auf jedenfall noch einmal hinreisen!