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Die nördlich von Palawan gelegene Insel Busuanga hat den Ruf eines Taucherparadieses und auch Schnorchler wie wir sollen voll auf ihre Kosten kommen, denn es gibt zahlreiche gesunkene japanische Schiffswracks, die man ertauchen bzw. erschnorcheln kann. Außerdem gibt es die kleine vorgelagerte Karstgebirgs-Insel Coron Island, die sich durch wunderschöne Lagunen und einen tiefen See als perfektes Insel-Hopping Ziel anbietet. Wir wollen natürlich alles mit Schnorchel erreichbare erkunden und noch ein paar Tage an einem einsamen Strand verbringen. Doch der Weg von El Nido nach Coron soll unsere ganzen Pläne über den Haufen werfen.

Die Theorie ist einfach: wir nehmen eine Fähre und lassen 8 Stunden lang die zahllosen Inseln an uns vorbeiziehen. Im Voraus mache ich mich im Internet schlau, welche Fähren zur Verfügung stehen und stoße auf gruselige Berichte wo von überfüllten baufälligen Bangkas die Rede ist, mit unfähiger Crew und einem gesunkenen Schiff vor 5 Jahren… Aber das ist ja schon lange her, ich lasse mich davon nicht beeindrucken… Am Hafen von El Nido wollen wir uns die Tickets holen und erfahren, dass an dem geplanten Tag leider keine Fähre fahren wird, weil ein Motorschaden vorliegt. So nehmen wir ein Ticket für den darauffolgenden Tag und verabschieden uns von unserer Einsamen-Strand-Planung.

 

Am Tag der Abfahrt werden wir mit 80 anderen Passagieren auf einer großen Bangka wie in einer Sardinenbüchse zusammengequetscht. Die Bangka legt ab und fährt nur ein paar Meter weit vom Kai weg. Mit einem Mal laufen die Besatzungsleute etwas hektischer übers Boot und ein alter Mann beginnt an einer Handpumpe zu pumpen. Nach einer gefühlten Ewigkeit wird die Bangka zum Kai zurückmanövriert und kollidiert dabei fast noch mit einem anderen Schiff. Dann rückt ein Bootsmann endlich mal mit der Sprache heraus – der zweite Motor will nicht anspringen und wir müssen alle wieder aussteigen – heute gibt es keine Fahrt mehr, vielleicht morgen wieder! Das Schlimmste kommt aber noch, nachdem wir von Bord gegangen sind: Das Gepäck wird von Bord gebracht und ein großes Raunen geht durch die Menge, als Koffer und Rucksäcke zum Vorschein kommen, die in der kurzen Zeit bereits komplett durchnässt wurden! Währenddessen ist der alte Mann immer noch an der Pumpe beschäftigt und bringt schwallweise das Wasser hervor! Peters und mein Gepäck bleibt glücklicherweise komplett trocken – aber ich will mir gar nicht vorstellen, was noch alles passiert wäre, wenn wir schon mitten auf dem Meer gewesen wären…..
Zu Glück wird unser Ticket einfach auf die große Autofähre umgebucht, die am nächsten Tag abfahren soll. Naja, so stranden wir also noch einen weiteren Tag in El Nido, den wir ausschließlich im Hotelzimmer verbringen.
Kaum zu glauben: am nächsten Tag fahren wir wirklich mit der Autofähre nach Coron! Und im Vergleich zur Bangka ist die Autofähre aus unser Situation heraus ein reines Kreuzfahrtschiff. Das komplette Deck ist mit Stockbetten zugestellt auf denen wir uns gemütlich ausstrecken und die Landschaft an uns vorbeiziehen lassen. Unterwegs entdeckt Peter im Wasser einen Manta-Rochen, der unter dem Bug der Fähre durchschwimmt. Es ist die reinste Kreuzfahrt!

 

Der geplante 4-tätige Aufenthalt ist damit auf nur einen ganzen Tag mit zwei Übernachtungen geschrumpft und statt die Schiffswracks zu erkunden bleibt leider nur noch Zeit für eine Insel-Hopping-Tour nach Coron Island.
Wäre diese Tour unsere erste gewesen, hätten wir bestimmt einen richtig schönen Tag verbracht und die unglaubliche Karstlandschaft bewundert und das türkisblaue Wasser genossen – doch leider haben wir schon zu viele wirklich schöne Insel-Hopping-Touren gemacht und ich empfinde alles als eher langweilig und unspektakulär. Die Guides sind SEHR sicherheitsbewusst. Die gesamten Schnorchelausflüge vom Boot aus dürfen nur mit Schwimmweste gemacht werden, egal wie gut man schwimmen kann. Die hoch angepriesene grüne Lagune ist einfach nur grün, weil das blaue Wasser durch die vielen toten Korallen aufgehellt wurde. Außerdem gibt es wieder angriffslustige Fische, die den Peter einmal mehr attakieren. Aber Peter bewährt sich als der perfekte Schatzsucher – er findet ein Smartphone am Grund der Lagune. Es stellt sich heraus, dass es einem unserer Mitreisenden gehört, der es beim Kopfsprung ins Wasser noch in der Badehose stecken hatte…
Doch natürlich bietet diese Tour auch für uns etwas Neues: der Lake Cayangan, der auf Coron-Island zwischen hohen Karstfelsen liegt ist unglaublich tief, klar und wunderschön! Der Grund des Sees ist trotz kristallklarer Sicht nicht zu sehen und die unter Wasser liegenden Karstfelsen sehen aus wie aus einer anderen Welt!

 


Die Krönung kommt bekanntlich zum Schluss: auf der Rückfahrt nach Coron fällt plötzlich der Bootsmotor aus – er ist überhitzt. Aber die Crew bleibt entspannt, legt erstmal Musik auf (Bobby McFerrins „Don’t Worry Be Happy“) und wir dümpeln auf dem ruhigen Wasser herum während es langsam dämmert.

Abends gehen wir, doch noch ein bisschen von Neugier getrieben, durch den kleinen Stadtkern und treffen – auf einen Weihnachtsmarkt! Es gibt alles, was einen typischen Weihnachtsmarkt ausmacht und einiges mehr: Der Glühweinstand ist ein Fruchtshake-Stand, statt der Pommesbude gibt es überall Stände mit gegrillten Spießen (zur Auswahl stehen Schwein mit dicker Schwarte, Hühnerleber, aufgeringelter Hühnerdarm oder andere undefinierbare Fleischstücke), die man in scharfe oder süße Sauce tunkt. Und auch die Waffeln gibt es am Spieß. Die weiteren Verkaufsstände unterscheiden sich dann aber doch: statt Weihnachtsschmuck und Kunst gibt es Kleidung, Souvenirs und für Kinder die neuste Kollektion an Spielzeugwaffen und anderem Nippes. Am besten finde ich die Ecke, wo direkt neben den Kinderkarussels auch Glücksspieltische stehen – es ist halt für jeden was dabei! Auf dem Sportplatz im Zentrum steht ein riesiger Plastik-Weihnachtsbaum mit tausenden von Lichterketten, die zu lauter Weihnachtsmusik wild blinken und es gibt sogar eine Lasershow aus dem Baum heraus! Wir sitzen also am Sportplatz, schauen den Kindern zu, die rund um den Weihnachtsbaum total ausrasten, essen Waffeln und Hühnerdarm vom Spieß, trinken dazu Mangoshake und plötzlich ist es da – das Weihnachtsgefühl!

 

Zurück im Hotel treffen wir durch Zufall Nick wieder, mit dem wir in El Nido gecampt hatten. Er ist am gleichen Tag wie wir nach Coron gefahren, allerdings mit einer Banka des gleichen Typs, mit der wir am Vortag noch fast untergegangen sind. Bei ihm schien alles in Ordnung gewesen zu sein – keine nassen Gepäckstücke und die Sardinenbüchsen-Atmosphäre habe sich entschärft, als diverse Passagiere inklusive ihm einfach aufs Dach auswichen. Ich bin trotzdem glücklich, mit der Kreuzfahrt-Autofähre gefahren zu sein…

Obwohl der Weihnachtsmarkt-Abend besonders schön ist, bin ich etwas deprimiert, dass wir auf Coron nicht mehr machen konnten und dass die Tour nicht so ereignisreich war. Ich schätze mal, dass es in den letzten Tagen einfach zu viele schöne Insel-Hopping-Touren gewesen sind und jetzt mal wieder ein paar andere Eindrücke in anderen Umgebungen gesammelt werden müssen. Deshalb ist die Weiterreise nach Kambodscha genau zum richtigen Zeitpunkt gewählt.