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Railay, der letzte exotische Strand, der letzte Ort unter Palmen auf unserer Reise, breitet unter verschwenderischem Sonnenschein, in schillernde Farben getaucht und mit würzigem Duft belegt nochmal alles vor uns aus, was Asien an Wundern zu bieten hat. Die Anreise ist abenteuerlich, die Landschaft mit einem Wort: MONUMENTAL. Die Strände sind perlweiss, das Meer natürlich türkisblau und das üppige grün des Dschungels blütenrein. Das kleine Dorf versteckt sich malerisch auf einer Landzunge zwischen den steilen Karstklippen, als hätte Gott selbst sich ein zuhause auf der Erde bauen wollen. Leider winkt uns in Railay auch schon vehement die Heimat entgegen: Am Strand findet man Einheimische nur in den Banana-Pancake-Booten, die Bier und Essen an die Touristen verkaufen. Ach egal, ich erwähne jetzt mal die dicken, blassen, alten Pauschalurlaub-Europäer einfach nichtmehr, zwischen die wir uns wiedermal einreihen, um die unberührte, exotische Schönheit dieses Ortes zu berühren, aufzusaugen, mitzunehmen.

Unser Resort liegt am Hippie-Ende von Railay, wo sich die üblichen Bambus-Hütten zwischen den Mangroven zu Restaurants und Bars und Resorts aufreihen, alles dicht geduckt unter den steilen Karstklippen, an denen ausgiebig und professionell geklettert wird. Wir machen aber keinen Freeklimbing-Kurs, sondern checken die drei Strände der Halbinsel ab: Railay East, Railay West und Phra Nang Beach, dem schönsten Strand hier. Auf dem Weg dorthin läuft man einen schmalen Pfad unter wild überhängenden Tropfstein-Felswänden entlang, an dem sich zuverlässig ganze Banden von Affen von stoßweise sich ansammelnden Touristen durchfüttern lassen. Für eine Banane springen sie Dir auch auf die Schultern, dann kreischen alle Koreaner, und wenn die letzten Fotos gemacht sind, wird wieder gechillt und sich ausgiebig gelaust. Im Wald über den Felskämmen versteckt sich noch eine ziemlich seltene Affenart, die wir erst bei einer Tour zu den Aussichtspunkten über Railay zu sehen bekommen. Der Phra Nang Strand ist nach einer Göttin benannt, der die lokalen Fischer regelmäßig in einer kleinen Höhle Opfer bringen: Wenn einem Wohlstand oder Glück widerfährt, bedankt man sich bei der Prinzessin Phra Nang mit – einem aus Holz geschnitzen Penis. Der Strand vor der Höhle ist dann auch der schönste und spektakulärste in Railay, an dem wir die vier Tage lang sehr viel Zeit verbringen. Die vorgelagerten zwei Inseln umrunden wir mithilfe einer Luftmatratze und erforschen ihre Höhlen und Grotten. Am Strand gibts dann später noch eine Hochzeit, aber bis es soweit ist, spielen die Touristen in der aufgebauten Kulisse selbst Hochzeit und fotografieren sich (in Badehose und Bikini) in entsprechend eindeutigen Posen. Trotz der Menschenmassen und der dröhnenden Motorboote fühlt sich der Strand wie ein kleines Paradies an, denn nachdem abends die Longtail-Boote die meisten Touristen zurück nach Krabi und Ko Phi Phi und Ao Nang gebracht haben, wird es ruhig und wir genießen den wunderschönen Sonnenuntergang.

 

 

Besonders sehenswert sind die großartigen Aussichtspunkte rund um die Landzunge von Railay. Den ersten am West-Strand erreichen wir nach einer halben Stunde Krabbeln durch den steilen Dschungel: An einem 10m langen Seil zieht man sich zuletzt über ziemlich steile Felsen nach oben und steht dann am Fuß einer senkrechten Klippe, an der sich bei unfassbar spektakulärem Ausblick Kletterer noch weiter nach oben arbeiten. Die Leiter zu einem der oberen Absätze lassen wir lieber bleiben, drei angetrunkene Briten in FlipFlops lassen sich aber nicht aufhalten. Wir schauen ein bischen den Kletterern zu und genießen das Panorama, bis uns die Hitze wieder zurück zum Strand treibt.

 

Den zweiten Viewpoint schaue ich mir leider wieder ohne Sara an, die sich von der 50m hohen Kletterei über eine steile, stellenweise fast senkrechte, aber sehr zerklüftete Feldwand abschrecken lässt. Aber überall sind wieder Seile und natürliche Trittstufen zu finden, nur der rotbraune Matsch vom letzten Regen macht den Aufstieg etwas anstrengend. Oben angekommen gehts dann wahlweise zu einer Lagune in der Karstklippe oder über verschiedene Pfade durch den Dschungel. Dieser öffnet sich irgendwann zu einem vielleicht 3m breiten Fenster, das den Blick auf die Landzunge von Railay direkt unter uns und die Reihen von Karstwänden dahinter bis zum Tonsai Beach freigibt. Der Anblick ist übernatürlich und fast zu gewollt schön, um tatsächlich echt zu sein. Es ist, ganz zuletzt, nochmal eins der großen Wunder unserer Reise, ein Moment, wie den Sonnenuntergang über dem Valle de la Luna in der Atacama-Wüste zu sehen, oder vom Corcovado auf Rio de Janeiro hinunter zu schauen. Ich bin froh und glücklich, dass es so zuende geht, mit einem großen, sehnsuchtsvollen Ausblick, mit einem wunderbaren Ort unter sich im Wind wiegenden Palmen, mit etwas, das wir gesucht haben, von dem wir wollten, dass es das auf dieser wunderschönen Welt wirklich zu finden gibt.

 

Am letzten Tag in Railay besichtigen wir auch die letzte Höhle auf unserer Reise um die Welt. Die Diamond Cave ist weder besonders groß noch besonders spektakulär, aber gut bewohnt von den handelsüblichen Fledermäusen. Und es gibt eine wunderbare Stalaktiten-Orgel, auf der Sara, begleitet vom leisen Gebrüll der Fledermäuse, unser letztes Konzert gibt (VIDEO). Wie bei vielen Dingen, die wir in letzter Zeit erleben,  schwingt etwas traurig mit, dass wir sowas cooles und aufregendes wahrscheinlich bald ziemlich lange nichtmehr sehen werden. Alles Schöne ist irgendwie auch mit der traurigen Tatsache verbunden, dass es nurnoch Tage sind, bis wir wieder nach Hause fliegen. Aber gleichzeitig wartet dort ein aufregender neuer Anfang in der Heimat auf uns, der sich anfühlt wie ein Leben aus der Lotterie: neues Spiel = neues Glück. Wo werden wir wohnen, wo arbeiten, wie wird unser Leben dann sein? Über’Zuhause‘ haben wir seit wir Südamerika verlassen haben wohl ziemlich oft gesprochen, wahlweise als den schönsten, vertrautesten, entferntesten Sehnsuchtsort der Welt oder als das gottgegebene graue Schicksal, in das wir aufgrund unserer geografischen Herkunft irgendwann leider wieder zurückverfrachtet werden. Man sieht: nichts ist in Stein gemeißelt, und hängt eben davon ab, ob es in Australien regnet und in einem muffigen, winzigen Van arschkalt ist, oder ob sich unter demn Flugzeug zwischen den Wolken die philippinische Inselwelt satt und grün und das türkisblaue Meer wie die Inkarnation des Paradieses selbst ausbreitet, bis zum Horizont.
Aber wir treten unausweichlich unseren Heimweg an, und auch wenn wir beide traurig sind deswegen, sind wir dazu bereit und freuen uns, und sind genug gereist bis hierher. Also stehn wir wieder mit einem Ticket in der Hand am Steg und suchen das richtige Boot zum Festland, bekommen bunte Aufkleber verpasst, um später in den richtigen Bus zu steigen, und lassen zum letzten Mal diese bunte und so lebendige Welt da draußen an uns vorbeiziehen. Der Busfahrer fährt uns in dieser Nacht bis zum Ende der langen gelben Straße: nach Bangkok.