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Es ist wiedermal Montag und montags gehts (eher zufällig) immer auf große Fahrt. Heute von Sydney nach Manila auf den Philippinen, von wo wir am nächsten Tag direkt weiterfliegen nach Tagbilaran auf Bohol. Von dort wiederum gehts dann per Taxi direkt weiter nach Panglao Island, wo wir spätestens am frühen Nachmittag unter im Wind wiegenden Palmen die Füße ins azurblaue, badewannenwarme Wasser strecken wollen.

Leider läuft bis dahin erstmal sehr viel schief, weil wir den Trip, ziemlich blauäugig auf bisherige Erfahrung vertrauend, kaum vorbereitet haben:

Am Flughafen in Sydney können wir ohne schriftliche Bestätigung über einen Weiterflug aus den Philippinen heraus fast nicht einchecken. Also gehts erst einmal zum AirAsia-Schalter: wir lassen uns umständlich Buchungsbestätigungen für die spätere Weiterreise nach Kambodscha drucken, und dürfen dann doch mit Quantas nach Manila fliegen. Im Gegenzug macht die indische Check-in Mitarbeiterin mir tolle Komplimente zu meinem Teint und findet, ich wäre fast so gut gebräunt wie sie. Zur Entspannung verballern wir die letzten für uns wertlosen australischen Dollar in den Massagesesseln direkt vor unserem Gate.

 

 

In Manila, wo wir eigentlich nur über Nacht bleiben um dann tagsdrauf weiterzufliegen, kennt wirklich kein Taxifahrer unser Hotel. Zwei Stunden Fahrt durch Manilas Chaos, vorbei an Slums und unzählbaren Baustellen, über verstopfte Straßen, auf denen in alle Richtungen gleichzeitig gefahren wird, enden wir erstmal an der Mall of Asia, wo gewaltige glitzernde Las-Vegas Casinos, Baustellen und Slums zum totalen Chaos verschmelzen. Mit gewaltigem Kulturschock und ohne zu wissen, wo unser Hotel ist, stehen wir planlos mit vollem Gepäck im Dunkeln auf der Straße.
Der Sicherheitsmann vor der Mall, mit Pumpgun und Patronengürtel bewaffnet, ist zwar super hilfsbereit, weiß aber auch nicht wohin mit uns. In einem AirAsia-Büro, das es wie zufällig hier gibt, können wir immerhin eine kleine Google-Maps-Karte mit dem Hotel neben unserem Hotel ausdrucken lassen. Es geht auf ins nächste Taxi, wieder an riesigen glitzernden Casinos, Blechhütten und Baustellen vorbei. Der Taxifahrer muss noch zweimal nachfragen und verlangt natürlich ein philippinisches Vermögen dafür. Aber nachdem wir schon nicht mehr an die Existenz unseres Hotels glaubten, stehen wir dann doch irgendwo total verlassen zwischen Brachland, Baustellen und Müll vor dem 30-stöckigen Jeritel Hotel!!

Natürlich haben wir die Buchungsbestätigung für unser Zimmer nicht ausgedruckt, sowas haben wir noch NIE gebraucht bis jetzt. Hier aber läuft es anders: Die Rezeption besteht nur aus einem aufwendig uniformierten Sicherheitsmann, mit Partonengürtel, Funkgerät, Taschenlampe und – leerem Pistolenhalfter! Ohne die Buchungsbestätigung weiß er nicht, was mit uns zu tun ist und bittet uns zu warten, während er bei seinem Boss nachfragt. Wir warten und warten und immer wieder kommt er mit sorgenvollem Blick bei uns vorbei und versichert ernst und feierlich: I will call Mister Jerie! Mein Blick wird mit jedem mal genauso sorgenvoller, bis ich lieber wieder davon ausgehe, dass es hier doch gar kein Hotel (mehr) gibt. Der Sicherheitsmann muss zuerst sein Handyguthaben aufladen, erreicht dann aber wohl niemanden. Und dann kommen wir doch noch auf die geniale Idee, mit ihm ins Zimmer hoch zu fahren, wo es Internet gibt, die Bestätigung rauszusuchen um dann endlich den Alptraum zu beenden und schlafen zu können. Wir also alle in den Aufzug, in dem menschenleeren Hotelhochhaus in der menschenleeren Gegend, wo ein schläfriger anderer Philippino im Bürostuhl sitzt und den Fahrstuhl bedient. Dazu drückt er aber nicht die Knöpfe, was ja auch jeder selbst machen könnte, sondern fragt uns auf englisch nach dem Stock und brüllt die Zahl dann auf philippinisch in ein Walkie Talkie. Eine andere Stimme kreischt irgendwas zurück und die wilde Fahrt in die 25.te Etage geht los. Oben gibt es tatsächlich ein (sogar recht schönes) Zimmer für uns. Wir suchen die verdammte Bestätigung raus, fahren nochmal runter, zeigen sie unserem Freund mit dem leeren Pistolenhalfter und fahren wieder hoch. Zum Abschluss des Abends schaue ich mir noch ein bisschen das traurige leere Hochhaus gegenüber an, das unten 20 jahre alt aussieht und wohl bald abgerissen wird (die neuen Casinos kriechen schon verdächtig nahe heran und der Putz blättert schon), ab dem 15. bis 30.ten Stock aber noch als Rohbau dasteht, inklusive Baukran und wirr herausragenden Stahlbetongittern am oberen Ende. Während ich so am Fenster lehne, fällt mir auf, dass wir wiedermal in einen Pappkarton-Hochhaus wohnen: die Außenwände sind keine 5 cm dick, und wenn man aus dem Fenster 100 Meter weit nach unten schaut, bekommt man unweigerlich Angst, dass die gesamte Wand mit einem selbst herausfällt und in die Tiefe stürzt. Ich gehe also vorsichtig einen Schritt zurück vom vermeintlichen Abgrund und denke mir was offensichtlich ist: nurnoch ins Bett.

Soweit so wahnsinnig, gehts am nächsten Tag um 6:30 schon wieder zum Flughafen, ab in den Flieger, über die halben Philippinen zurück nach Tagbilaran, ins nächste überteuerte Taxi, in unser ‚Royal Paradise‘ Hotel, das es wirklich gibt, und dann gehts ab an den Strand. Da strecken wir am frühen Nachmittag unter im Wind wiegenden Palmen die Füße ins azurblaue, badewannenwarme Wasser.

Peter.