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Der Freitag steht wieder ganz im Zeichen des Sightseeings. Wir erkunden das auf einem Hügel gelegene Künsterlerviertel Santa Teresa. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1942 lebten dort die reichen Familien der Kaffeebarone, von denen nur noch die schönen Villen übrig blieben, als es Mode wurde, an der Copacabana zu wohnen. Die Villen verfielen, bis sie von Hippies, Künstlern und Aussteigern in Besitz genommen und teilweise renoviert wurden. So verbreitet dieses Viertel heute einen ganz eigenen morbiden Charme mit einem Hauch vergangenen Glamours.

 


Von unserm Hostel aus (einer eben solchen alten Villa, die renoviert und erweitert worden ist) folgen wir den Gleisen von Rios einziger Straßenbahn, der „Bonde“, bergauf ins Zentrum von Santa Teresa. Dort sind neben vielen schönen Villen auch viele kleine Kunst- und Souvenirläden sowie einige Bars und Restaurants. Prompt finden wir auch ein kleines deutsches Restaurant (Mike’s Haus) und kehren dort ein. Neben der klassischen Currywurst (die Peter bestellt) gibt es dort unter anderem auch Kassler, Frankfurter Würstchen, Kartoffelsalat und Apfelstrudel. Ich bestelle stilecht – ein klassisches brasilianisches Gericht 🙂

 

 

Frisch gestärkt besichtigen wir dann den Parque das Ruinas. Hierbei handelt es sich um die ehemalige Residenz einer Aristokratin und Kunstmäzenin namens Laurinda dos Santos Lobo. Die Residenz diente nicht nur als Wohnort sondern auch als Salon und Treffpunkt wichtiger brasilianischer Einwohner, Künstler und Kaffeebarone bei Bällen und Gesellschaften. Heute werden die Überreste der Villa als offenes Museum und Kulturzentrum genutzt. Der Ausblick vom Turm ist ähnlich schön wie vom Zuckerhut und zeigt ganz Rio noch einmal aus einem anderen Blickwinkel.

 

Samstags besuchen wir den Stadtteil Lapa und das Zentrum. Unter anderem gibt es da das Theatro Municipal, das zu einem großen Anteil mit deutschem Kristallglas ausgeschmückt ist. Im Zentrum besichtigen wir den Palácio Tiradentes. Benannt wurde dieser nach einem Unabhängigkeitskämpfer, der Ende des 18. Jahrhunderts an diesem Ort im Gefängnis gesessen hatte. Das Gefängnis wurde 1926 abgerissen und auf dessen Grund das brasilianische Parlamentsgebäude gebaut. Nach Umzug des Parlaments nach Brasilia ist es heute Sitz des Landtags vom Bundesstaat Rio. Mein Highlight ist an diesem Tag jedoch die Catedral Metropolitana de São Sebastião (von 1976). Sie hat eine Kegelform mit einem Achteck als Grundfläche. Weil die Form ähnlich einer Wabe ist, wird sie von den Einwohnern Rios spöttisch nur „Bienenarsch“ genannt! Innen ist sie sehr einfach eingerichtet, aber am Beeindruckendsten sind die vier Fenster, die in Kreuzform von der Spitze bis fast zum Boden reichen. Ich bin von dieser Einfachheit sehr beeindruckt.

 


Danach gehen wir dann in Lapa noch auf die Piste. Samstagabends wandelt sich das heruntergekommene, ziemlich verlotterte Viertel um die Avenida Mem De Sa in Rios wildeste Ausgehmeile. Von überall her schallt laute Musik, die man statt dem Verkehrslärm bis zu unserem Hostel nach Santa Teresa herauf hört. Diverse Bars spielen Salsa oder Samba, der ganze Gehweg davor ist mit Tischen und Stühlen vollgestellt und die Straßen sind verstopft mit Menschen. Ein Stück weiter auf einem großen Platz, über den ein Viadukt führt, schießen wie aus dem nichts lauter kleine Getränke- und Essensstände aus dem Boden. Wir setzen uns bei einem Restaurant auf ein Bier hin und genießen die Aussicht auf die vorbei flanierenden Partygänger – da gibt es echt einiges zu sehen! Von besonders hübsch über besonders aufgedonnert bis hin zu besonders schräg ist alles mit dabei. Es ist vor allem sehr beeindruckend auch einmal eindeutig operierte Hinterteile zu Gesicht zu bekommen – wahnsinn!

 

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